Marcel Kröner - Lost City, ein grafischer Zyklus |
Der Text „Lost City“ bedient sich der Antikenrezeption, wie es in vielen anderen Werken der älteren und jüngeren Literatur geschehen ist. Die Idee ist also nicht neu, Figuren der griechischen Mythologie in neue Handlungsfelder zu stellen. Worin besteht der Reiz, bekannte Figuren wie Odysseus, Kassandra, Hektor etc. in den Dienst zu nehmen?
Die verschiedenen Charaktere bieten menschliche Verhaltenseigenschaften, welche unseren Alltagserfahrungen nicht fremd sind, obwohl diese Figuren vor über 2000 Jahren erfunden wurden. Das heißt, der aufmerksame Leser kann erfahren, dass die Menschheit sich in einer Tradition befindet, die mit jedem Atemzug fortgeschrieben wird.
Der Text „Lost City“ liest sich wie eine literarische Analyse der „Friedlichen Revolution“ in Berlin von 1989 im Gewand der Antike (eigentlich eine betrachtende Zusammenfassung der ersten aufregenden zehn Jahre).
Dass die Museumsinsel im Berliner Jargon auch Spree-Athen genannt wird, mag hier Ideengeber gewesen sein, um einen Zusammenhang zur Illias/Odyssee herzustellen. Die gesellschaftlichen Konstellationen mögen sich ändern, aber der Mensch wird sich von der Liebe und Eifersucht, vom Kampf und Hass, vom Verrat und Betrug, vom Tod und Sterben nicht frei machen können, es sei denn, das menschliche Geschlecht verschwände von der Erdoberfläche.
Künstlerische Freiheit
Die beiden Strophen, in denen die Frauen vergeblich gegen den Krieg aufbegehren, gehören nicht zur homerschen Dichtung der Illias. Hier handelt es sich um Adaptionen aus der „Lysistrata“, einer der Komödien des Dichters Aristophanes.
Nachruf
In den Kämpfen,
die bevorstehn, der Erdteile,
der Landschaften, der Industrien
und Ideologien,
werden die Waffen wieder Steine sein
und die Vernunft wird Worte brauchen. (Volker Braun)
Wie damals von Stein
die Gesetzestafeln
mühselig unters Volk kamen und brachen
auf dem Weg zur Vernunft
bis ins gegenwärtige Jahrtausend Splittwerk wovon uns die Zähne knirschen
wo immer wir Dreck verdauen
und ungereimte Weisheit.
Zum Kotzen mit der Zeit. (Marcel Kröner)
© Marcel Kröner 2014
Die verschiedenen Charaktere bieten menschliche Verhaltenseigenschaften, welche unseren Alltagserfahrungen nicht fremd sind, obwohl diese Figuren vor über 2000 Jahren erfunden wurden. Das heißt, der aufmerksame Leser kann erfahren, dass die Menschheit sich in einer Tradition befindet, die mit jedem Atemzug fortgeschrieben wird.
Der Text „Lost City“ liest sich wie eine literarische Analyse der „Friedlichen Revolution“ in Berlin von 1989 im Gewand der Antike (eigentlich eine betrachtende Zusammenfassung der ersten aufregenden zehn Jahre).
Dass die Museumsinsel im Berliner Jargon auch Spree-Athen genannt wird, mag hier Ideengeber gewesen sein, um einen Zusammenhang zur Illias/Odyssee herzustellen. Die gesellschaftlichen Konstellationen mögen sich ändern, aber der Mensch wird sich von der Liebe und Eifersucht, vom Kampf und Hass, vom Verrat und Betrug, vom Tod und Sterben nicht frei machen können, es sei denn, das menschliche Geschlecht verschwände von der Erdoberfläche.
Künstlerische Freiheit
Die beiden Strophen, in denen die Frauen vergeblich gegen den Krieg aufbegehren, gehören nicht zur homerschen Dichtung der Illias. Hier handelt es sich um Adaptionen aus der „Lysistrata“, einer der Komödien des Dichters Aristophanes.
Nachruf
In den Kämpfen,
die bevorstehn, der Erdteile,
der Landschaften, der Industrien
und Ideologien,
werden die Waffen wieder Steine sein
und die Vernunft wird Worte brauchen. (Volker Braun)
Wie damals von Stein
die Gesetzestafeln
mühselig unters Volk kamen und brachen
auf dem Weg zur Vernunft
bis ins gegenwärtige Jahrtausend Splittwerk wovon uns die Zähne knirschen
wo immer wir Dreck verdauen
und ungereimte Weisheit.
Zum Kotzen mit der Zeit. (Marcel Kröner)
© Marcel Kröner 2014
Copyright © 2015 Marcel Kröner